Beziehungskrise in der Coronakrise

18.03.2020
Stress birgt ein Risiko für die Beziehung
Stress birgt ein Risiko für die Beziehung

Wer mit seinem Partner jetzt mehr Zeit als gewohnt verbringt, kann leicht ins Streiten geraten und die Beziehung belasten. Warum das so ist und was Sie dagegen tun können, erfahren Sie hier.

Was hat Stress mit Beziehungsproblemen zu tun?

Wegweisend für eine gesunde Beziehung ist die Erkenntnis, dass schlechter Umgang mit eigenem Stress in vielen Fällen die Ursache für 

  • die Verschlechterung der partnerschaftlichen Kommunikation,
  • damit einen ungünstigen Partnerschaftsverlauf, 
  • und schließlich ein erhöhtes Trennungsrisiko ist.

Untersuchungen (EISI Experiments, Bodenmann et al., 1996) haben gezeigt, dass sich die partnterschaftliche Kommunikation unter Stress verschlechtert: positive Verhaltensäußerungen gehen zurück und verbale und non-verbale Negativität im Interaktionsverhalten steigt an. 

Menschen die schlecht mit eigenem Stress umgehen können, zeigen einen signifikanten Anstieg von Negativität und besonders der nonverbalen Negativität in der partnerschaftlichen Kommunikation.

Was ist Stress?

Das Wort Stress kommt aus der Mechanik und es beschreibt den Zustand, wenn 2 Materialien aufeinander reiben. Bei uns Menschen ist das so, dass Stress sowohl ein körperliches als auch gefühlsmässiges Phänomen ist.

Wenn wir gestresst sind, macht unser Körper etwas, nämlich er schüttet Hormone aus (Adrenalin und Noradrenalin) und regt die Produktion von Cortisol an, alles damit wir effektiv und situationserforderlich handeln können. 

Auf der Gefühlsebene fühlen wir uns dann entweder freudig gestresst (z.B beim Sex oder vor einer Überraschung) das nennen wir Eustress oder unangenehm gestresst (z.B wenn wir überlastet oder überfordert sind) das nennen wir Distress.

Warum stresst mich mein Partner jetzt wo wir so viel Zeit zusammen verbringen?

Die momentane Situation ist sehr ungewohnt und Sie hatten keine Zeit sich darauf einzustellen oder gute Strategien dafür zu entwickeln, wie man sich jetzt am besten verhalten soll. Viele Menschen sind von der Situation mit dem Coronavirus an sich schon unangenehm gestresst oder überfordert. 

Dazu kommt, dass man sich nun möglicherweise ohne viel Ausweichmöglichkeit, über einen langen Zeitraum, intensiv nahe ist. Dies führt unweigerlich leichter und schneller zu Reibereien als, wenn beide Menschen entspannt sind und den Tag über eigenständig sind. Unterschiedliche Grundbedürfnisse (ich will das oder jenes) oder verschiedene Wertvorstellungen (das sollte aber so sein und nicht so!) können in solchen Situationen dann zur Belastungsprobe werden. Wenn dazu noch eine negative Kommunikation kommt, ist der Streit vorprogrammiert.

Denken Sie einmal daran, wie oft Sie mit Ihrem Partner schon so viel Zeit geballt verbracht haben, das kennt man normalerweise nur vom Urlaub, was jedoch im Regelfall eine entspannte Situation darstellt.

Wie kann ich in der Quarantäne der Coronavirus Krise eine Beziehungskrise vermeiden?

Bitte vergessen Sie nicht, egal wie lange Sie schon zusammen sind, Sie sind 2 autonome Lebewesen und sind aus freiwilligen Stücken zusammen :-)

Tipp 1: erkennen Sie den Stress Ihres Partners an. Warum ist Ihr Schatzi so gestresst? Vielleicht können Sie erfragen, was den anderen gerade besonders belastet und es gemeinsam besprechen. Ein Ehemann kann gestresst sein, weil er fürchtet seine Familie nicht mehr ernähren zu können. Eine Ehefrau kann gestresst sein, weil sie das Gefühl hat, für alles verantwortlich zu sein.

Tipp 2: Planen Sie für sich Privatzeit ein und nehmen Sie sich die Zeit, jeder hat das Recht auf Zeit in der er/sie, ausser sich mit sich selbst zu beschäftigen, nichts tun muß! Vergessen Sie nicht, dass Sie zwei autonome Lebewesen sind und jeder seinen privaten Freiraum braucht, damit er weiter frisch und fröhlich als Partner funktionieren kann. Gestehen Sie das bitte auch vice versa dem Partner zu. 

Tipp 3: Wenn Sie Kinder haben, bitte vergessen Sie nicht, dass Sie einen Partner haben. So klein kann Ihr Kind nicht sein, dass Sie sich nicht auch für Ihre Beziehung Zeit nehmen (müssen). Es ist Ihr Partner, Sie spielen mit ihm/ihr im Team! Nehmen Sie sich ausreichend gemeinsame Qualitäts-Zeit, also welche, wo Sie sich ausschliesslich der Beziehung widmen, das schweißt zusammen.

Tipp 4: Sorgen Sie für ausreichend Stressabbau bei sich selbst. Mit Enspannungsübungen oder autosuggestiven Übungen können Sie in der Zeit wo Sie daheim bleiben müssen für ausreichende Entspannung sorgen.

Tipp 5: Wenn die Beziehung schon schlecht läuft, Sie sich nur mehr auf die Nerven gehen, sich trennen möchten, es aber aufgrund der Coronavirus Krise nicht können aber momentan unter einem gemeinsamen Dach leben müssen, versuchen Sie sich so gut wie möglich, aus dem Weg zu gehen. Es ist niemandem geholfen, wenn Sie weiter auf dem anderen herum hacken. 


Auch in der Coronavirus Krise können Sie eine Paartherapie beginnen. Wie die Paartherapie in der Verhaltenstherapie abläuft können Sie hier lesen.



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