Craving ist keine neue Sportart - die Gier nach dem Suchtstoff
Was ist Craving?
"Craving" ist der englische Begriff für heftiges Verlangen, eine Gier, der Suchtdruck. Besonders im Suchtbereich kennen Betroffene das heftige Verlangen nach dem Suchtstoff, welches auftritt, wenn der Suchtstoff nicht zur Verfügung steht.
Die Verhaltenstherapie arbeitet mit sogenannten Skills, das sind (Verhaltens-)Fertigkeiten. Diese Skills sollen Ihnen helfen, dem Drang, dysfunktionales Verhalten einzusetzen nicht nachzugeben, obwohl oder gerade weil, dieser Drang sehr stark ist. Viele Menschen mit Alkohol- oder Drogenproblemen haben gelernt, mit Hilfe der Anti-Craving-Skills dem akuten Drang nach Drogen oder Alkohol zu widerstehen und so langfristig einen Weg aus der Abhängigkeit zu finden.
Was muß man diesbezüglich unbedingt wissen?
Die Suchtforschung hat eindeutig gezeigt, dass das Bedürfnis nach Drogen oder Alkohol von Reizen stimuliert wird, die an den Suchtstoff erinnern: Gerüche, Bilder, Orte, die mit dem Suchtstoff in Verbindung stehen, Situationen oder Emotionen und insbesondere der Suchtstoff selbst. Dies nennt man "Suchtgedächtnis". Sobald das Gehirn durch diese Reize stimuliert wird, "drängt" sich der Wunsch nach dem Suchtstoff auf.
Die erste Regel lautet daher:
Wappnen Sie sich gegen alle Reize, die mit dem Suchtstoff verbunden sind. Wann immer möglich, vermeiden Sie diese Reize!
Die zweite Regel lautet:
Wenn das akute Craving auftritt, dann nehmen Sie den Kampf dagegen auf!
Die Betroffenen von Craving müssen 2 Dinge lernen:
- Wie vermeide ich Craving?
- Wie gehe ich mit akutem Craving um?
1) Wie vermeide ich Craving?
"Craving" ist der englische Begriff für "heftiges Verlangen" nach schädlichen Substanzen oder schädlichem Verhalten wie etwa Drogen, Alkohol oder Glücksspiel. Manche Menschen berichten auch über suchtartigen Drang nach Selbstverletzung, Hochrisikoverhalten und Internetnutzung, Sex usw.
Der erste und wichtigste Schritt, Kontrolle über dieses Verhalten zu erlangen, besteht darin, den Drang zu diesen Handlungen genau zu protokollieren.
Erstellen Sie ein "Craving-Protokoll": schreiben Sie sich auf, welche Umstände Sie anfällig und verwundbar machen,
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Füllen Sie das Craving-Protokoll jeden Abend vor dem Einschlafen aus.
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Protokollieren Sie so genau wie möglich die Auslöser, die jeweiligen drängenden Gedanken und die jeweiligen drängenden Gefühle und körperliche Anzeichen sowie, was Ihnen geholfen hat, zu widerstehen.
Der zweite Schritt ist, dass Sie versuchen, die Umstände, die Sie anfällig und verwundbar machen, zu verbessern und gefährlichsten Reize zu vermeiden, wenn es geht. Sorgen Sie ausserdem für körperliche Fitness (ausreichend Schlaf und Bewegung)
2) Wie gehe ich mit akutem Craving um? 3xA!
1. Annehmen: "Jetzt stehe ich unter einem sehr starken Drang ... zu tun, und ich werde diesen Kampf aufnehmen".
2. Anfeuern: "Ich habe schon andere Cravings überstanden ..."; "Jedes Craving ist dazu da, mich zu trainieren ..."; "Ich werde diesem Drang jetzt nicht nachgeben, weil ..."; "Ich werde mich anschließend belohnen mit ..."
3. Abreiten (Wellenreiten):
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Nehmen Sie das Craving als eine "Welle" wahr: Die Welle kommt und geht wieder, sie wird langsam größer, bis sie sich irgendwann bricht und allmählich ausläuft. Sie können diese Welle "abreiten", wie ein guter Wellenreiter. Er geht mit der Welle, er kämpft nicht dagegen an.
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Achten Sie auf ihren Körper: Wo nehmen Sie den Drang am stärksten wahr? Konzentrieren Sie Ihre Wahrnehmung auf diesen Bereich des Körpers.
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Achten Sie auf Ihre Gedanken: Welche Gedanken möchten Sie verführen, dem Drang nachzugeben?
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Achten Sie auf ihre Gefühle: Welche Gefühle drängen Sie, dem Drang nachzugeben?
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Nehmen Sie das Craving an und gehen Sie mit ihm mit; Sie wissen, wenn sie jetzt nicht nachgeben, lernt Ihr Gehirn und Ihr Körper, dass es auch "ohne" geht.
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Je stärker das Verlangen, desto stärker der Lerneffekt!!
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Denken Sie daran, wie weit Sie schon gekommen sind. Sie werden auch noch diesen Moment überstehen.
Hinweis:
Es gibt nicht nur einen Weg oder den richtigen Weg um mit einer Suchterkrankung umzugehen. Die hier vorgestellten Skills im Umgang mit Craving sind eine Methode, ersetzen aber keine (individuelle) Psychotherapie.
In der Verhaltenstherapie stehen auch andere Techniken wie z.B Cue Response zur Verfügung. Diese Technik stellt einen entgegengesetzten Ansatz zu dem dar, was hier vorgestellt wurde.
Die Cue Response zielt auf die Habituierung im Hirn ab, das bedeutet, dass die Methode die bei Cue Response angewandt wird, die Konfrontation mit dem Reiz ist.
Es ist eben ein anderer Ansatz aber ebenso wirkungsvoll und hilfreich wie das hier Vorgestellte.
Quelle: Bohus/Wolf: Interaktives SkillsTraining für Borderline-Patienten.
Schlagwörter: Suchtdruck, Craving, Drang nach Konsum, Drogen, Alkohol, Entzug, Gier, Suchtstoff, Sucht, Verhaltenstherapie, Suchtbehandlung, kognitive Verhaltenstherapie, Skills, Borderline