Das Gefühlsthermometer - Borderline

08.05.2022
Emotionen nicht überbewerten
Emotionen nicht überbewerten

Sabine ist sehr dünnhäutig und wegen ihrer Überempfindlichkeit reagiert sie auf die meisten Situationen viel zu stark. Eine gute Freundin sagt über sie scherzhaft, dass auf einer zehnstufigen Katastrophen Skala, Sabine meistens bei 11 ist!

Wer wie Sabine zum Überreagieren neigt, kann ganz einfache Fertigkeiten (Skills) lernen um angemessener zu reagieren. 

Wir Menschen neigen dazu Unangenehmes überzubewerten und das Resultat dieser Bewertungen sind oft Ängste, Qualen, Selbstbehauptungen oder unangemessene Gefühlsausbrüche - wir machen oft aus einer Mücke einen Elefanten. Statt uns vor Augen zu halten, dass irgend etwas nur ärgerlich, enttäuschen oder lästig ist und entsprechend darauf zu reagieren, bauschen wir den Vorfall auf und fühlen uns grauenhaft.

Sabine ist ein typisches Beispiel dafür: Als ihre Schwiegermutter zum Essen kommt macht sie eine Bemerkung über die Gewürze im Essen. Eigentlich hätte diese Bemerkung für Sabine bestenfalls ein Grund sein können um sich ein bisschen über die Schwiegermutter zu ärgern (die übrigens eine ständige Nörglerin ist). Statt dessen gibt sich Sabine dem Gefühl von Kränkung und Mangelhaftigkeit hin. 

Psycho Tipp 1:

Erstellen Sie Ihr persönliches Gefühlsthermometer von 0-100. 

0 bedeutet, dass es keine bemerkenswerte Probleme gibt und alles gut läuft. Ein Wert von 100, dass Sie mit einer echten Katastrophe (oder lebensbedrohlichen Situation) konfrontiert sind.

Wie wäre hier die Bemerkung von Sabine's Schwiegermutter sinnvollerweise einzustufen? Mehr als 5-10 Punkte auf dem Thermometer zahlen sich nicht aus. Nach der Einschätzung von Sabine lag ihr Barometer eher bei 95!

Wäre sie meine Patientin gewesen dann hätte ich ihr empfohlen immer erst in Ruhe zu überlegen, aus der Situation zu gehen, damit sie später einschätzen kann, wie ein solches Ereignis einzustufen ist um nicht in eine übereilige und zu starke Reaktion zu verfallen.


Psycho Tipp 2:

Überlegen Sie, wenn Ihnen eine Situation innerlich Probleme bereitet, welchen Gradwert auf Ihrem Gefühlsbarometer der Situation wirklich angemessen ist.

Fragen Sie sich dann, ob Ihre Gefühlsreaktion bei 10, bei über 20 bzw. 30 oder sogar bei 60 oder 70 liegen soll.

Eine meiner Klientinnen sagte:

Ich habe gelernt mich immer dann, wenn ich wütend oder verletzt bin, zu fragen ob ich nun angemessen oder übertrieben reagiere. Das hilft mir herauszufinden, welcher Gradwert vernünftig wäre. Dadurch verändern sich dann wiederum meine Gefühle und Reaktionen, denn meistens ist die Zahl kleiner, als ich zuerst dachte.

Psycho Tipp 3:

Wie man denkt so fühlt man. Oft bewerten wir aus den falschen Schubladen heraus: wenn etwas "schrecklich" oder "furchtbar" ist anstatt nur "lästig", verleiten diese Gedanken zu Überreaktionen oder überdramatischen Gefühlen bzw. Leid.

Finden Sie auf dem Emotionsthermometer die passende Gradzahl für die Situation und beobachten Sie, ob Sie danach nicht gelassener sind.


Quelle: Antensteiner

Schlagwörter: Emotionsregulation, Borderline Persönlichkeitsstörung, emotional instabil, impulsiv, kognitive Verhaltenstherapie, Skill Training, Skills, Fertigkeiten, was tun bei überschiessenden Gefühlen, Emotionsskala, Anspannung, Selbstverletzung, Kränkung, aus der Situation gehen, Supershrinker, Verhaltenstherapie in Wien 3 und in Wien 10, Psychotherapeutin.