Der Irrgarten der Psychowelt - wenn man Hilfe braucht

04.12.2020
wie finde ich die richtige Psychotherapeutin?
wie finde ich die richtige Psychotherapeutin?


Viele Menschen die erstmalig Unterstützung für ihre psychischen Probleme suchen, stehen oftmals vor einem Irrgarten der Psychowelt und müssen, obwohl sie sich unwohl fühlen, nach dem richtigen Weg zur richtigen Unterstützung suchen.

Muss ich zum Hausarzt? Bin ich beim Psychiater oder Neurologen richtig? Muss ich zum Psychologen? Oder doch besser zum Psychotherapeuten? Oder geht mein Problem von alleine weg?

Wenn die Menschen dann endlich bei der Psychotherapie angelangt sind, ist oft unklar, welche der über 30 verschiedenen Psychotherapiemethoden für das Problem passend ist. Am Ende steht man noch vor der Qual der Wahl, welchen Therapeuten oder Therapeutin man kontaktieren soll.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Sie zur richtigen Hilfe kommen. Am Ende des Artikels finden Sie nützliche Links.

Tipp: 
Sprechen Sie mit dem Hausarzt (Allgemeinmediziner) über das Problem. Dieser kann dann bestenfalls entscheiden, ob eine Begutachtung durch einen Facharzt für Neurologie (befassen sich im Allgemeinen eher mit körperlichen Störungen des Nervensystems und weniger mit seelischen Erkrankungen) oder einen Facharzt für Psychiatrie (können also sowohl körperliche als auch seelische Erkrankungen medikamentös behandeln) notwendig ist. Es ist nicht ratsam sich vom Hausarzt oder Neurologen Psychopharmaka verschreiben zu lassen, es sei denn, der Hausarzt oder Neurologe ist auch Psychiater.

Tipp:
Gehen Sie zum Psychiater. Der Psychiater ist Facharzt für Psychiatrie und behandelt seine Patienten vorwiegend medikamentös. Dies ist auch der Grund, warum sich ein Besuch beim Psychiater meistens kurz gestaltet. Idealerweise, schlägt der Psychiater begleitend zur psychopharmakologischen Behandlung auch eine psychotherapeutische Behandlung vor.

Tipp:

Suchen Sie sich selbstständig einen Psychotherapeuten. Viele Menschen sind bei der Suche mit der Vielzahl und Vielfalt an Psychotherapeuten und Methoden konfrontiert, viele suchen einen kassenfinanzierten Therapieplatz. Dies gestaltet sich oft schwierig, da es in Österreich kaum Therapieplätze gibt welche von den Krankenkassen bezahlt werden, entsprechend lange Wartelisten bestehen. 

Wenn es das Budget zulässt, dass Sie sich die Psychotherapie selbst bezahlen können, sollten Sie überlegen, wie Sie Ihr Problem mit dem/der zukünftigen Therapeuten/in angehen möchten. Je nach persönlicher Ausrichtung bzw. Ihrem eigenen Ziel, sollten Sie zunächst über die Psychotherapiemethode nachdenken, die sie wählen werden. Sie ist neben der Person des Psychotherapeuten ein wichtiger Faktor dafür, ob Sie weiterkommen.

Nicht jede Methode ist für jeden Menschen gleich geeignet. Es konnte bis dato nicht erforscht werden, welche Methode für welches Problem oder Erkrankung die beste ist, bis auf Angststörungen, da ist es wissenschaftlich erwiesen, dass die kognitive Verhaltenstherapie die besten und nachhaltigsten Behandlungsergebnisse erzielt. 

Die Methode muss stimmen, sie muss Sie ansprechen. Es hat keinen Zweck, sich auf eine Psychotherapie einzulassen, bei der man kein gutes Gefühl hat, weil man merkt, dass das für einen nicht passt.


Entsprechend wichtig ist natürlich auch die Person des Therapeuten da Psychotherapie eine Beziehung zwischen zwei Menschen darstellt und kann nur dann wirken, wenn diese Beziehung stimmt. Sie müssen vertrauen können, sich sicher und respektiert fühlen und alles erzählen können.

Um die oder den richtigen Therapeuten zu finden ist ein weiterer Suchweg notwendig, hier sollte man immer mit Bauchgefühl entscheiden. Wenn es nach dem ersten Gespräch ein Warnsignal abgibt oder spätestens nach der 5. Sitzung, sollten man darüber nachdenken, ob man beim richtigen Therapeuten ist. Grundsätzlich haben Sie zu jeder Zeit das Recht, eine Therapie zu jedem Zeitpunkt, ohne Angabe von Gründen zu beenden, natürlich können Sie dem oder der Therapeutin auch rück melden, was nicht gepasst hat.


Was muß ich beachten, wenn ich eine Psychotherapie beginnen will?

  1. Bei welchen Problemen kann Psychotherapie helfen: überprüfen Sie, ob Sie mit Ihrer Problematik bei einem Therapeuten richtig sind. Manchmal haben Probleme körperliche Ursachen und es wäre besser, Sie würden zuerst einen Arzt aufsuchen. Hier finden Sie eine Orientierungshilfe, um herauszufinden, ob Sie bei einem Psychotherapeuten richtig sind.
  2. Welche Psychotherapie Methode ist für mich die Richtige: finden Sie heraus welche für Sie geeignete Psychotherapie Methode Sie sich vorstellen können Ihre Problematik in Angriff zu nehmen? Hier finden Sie einen Überblick über die Ansätze die in Österreich derzeit zugelassen sind.
  3. Wo finde ich einen guten Psychotherapeuten, eine gute Psychotherapeutin in Wien: Sie haben die Möglichkeit im Internet nach einer professionellen Unterstützung durch einen Psychotherapeuten zu suchen. Es gibt mehrere Portale die Ihnen eine gute regionale Übersicht bieten. Hier finden Sie eine große Auswahl an Psychotherapeuten unterschiedlicher Richtungen. Sehen Sie, wer Ihnen vom Bild her freundlich erscheint.
  4. Ich kann mir keine Psychotherapie leisten: es gibt in Österreich leider nur sehr begrenzte Psychotherapieplätze deren Kostenübernahme zur Gänze von einer Krankenkasse getragen wird. Entsprechend belegt sind diese Plätze leider auch und es existieren bei den wenigen Kollegen, welche einen Vertrag mit der Kasse haben, lange Wartelisten. Hier finden Sie einen Überblick über Kostenzuschüsse von unterschiedlichen Krankenkassen und eine Liste von Psychotherapeuten mit Krankenkassenplätzen.
    Eine weitere Möglichkeit sehr günstige Psychotherapie zu bekommen ist die Sigmund Freud Ambulanz in Wien oder andere Institutionen die von öffentlicher Hand subventioniert sind, hier finden Sie eine Liste von psychotherapeutischen Versorgungsvereinen die günstige Therapie anbieten. Nachteil ist, dass man sich weder Methode noch Therapeut selbst aussuchen kann.
  5. Was kostet mich eine Psychotherapie, mit welchen Gesamtkosten muß ich rechnen: Psychotherapie ist grundsätzlich eine private Leistung, die leider noch immer NICHT von den Krankenkassen getragen wird. Psychotherapie ist deshalb größtenteils eine private Leistung. Die Honorare bewegen sich in der Regel zwischen 70 € und 150€ für eine Einzelsitzung von 60 Minuten. Abweichungen von dieser Honorarbandbreite sind möglich und werden individuell mit der/dem PsychotherapeutIn vereinbart.
  6. Wie komme ich zu einer Psychotherapie: Wenn Sie jemanden gefunden haben der Ihnen vertrauenswürdig erscheint, müssen Sie Kontakt aufnehmen um sich einen Termin für Erstgespräch auszumachen. Dies geschieht entweder über das Telefon oder schriftlich. Schildern Sie am besten grob worum es bei Ihnen gerade geht, damit der Experte/die Expertin sofort einschätzen kann, ob Sie bei ihm/ ihr richtig sind. Manche Therapeuten behandeln z.B. keine Kinder und Jugendliche, andere wieder keine Paare, manche haben einen Schwerpunkt auf Süchte, andere auf Persönlichkeitserkrankungen.
  7. Was passiert bei einem Erstgespräch: Das Erstgespräch ist in erster Linie dazu da, dass Sie erzählen können was Sie bedrückt, einen persönlichen Eindruck vom Psychotherapeut/In erhalten und einen groben Überblick bekommen, was man Ihnen anbieten kann. Empfehlenswert ist es, sich daheim eine kleine Liste zusammenzuschreiben, wenn man nervös ist, vergißt man oft etwas zu sagen oder fragen. Scheuen Sie sich auch nicht, Fragen zu stellen. Vergessen Sie bitte nicht, dass, auch wenn es sich um Krankenbehandlung dreht, Sie der "Kunde" sind und ein Recht darauf haben zu erfahren, was grob der Plan ist.
  8. Was soll ich machen, wenn mir der Psychotherapeut/In in der Therapie unsympatisch wird: Das Erstgespräch gibt Ihnen natürlich auch nur einen begrenzten Eindruck über den/die PsychotherapeutIn. Wenn Sie sich nach dem Erstgespräch dazu entschlossen haben, eine Therapie zu beginnen, vergessen Sie nicht, die Ersten 5 Sitzungen sind sogenannte "probatorische" Sitzungen. Also welche, wo man probiert (ob man miteinander gut arbeiten kann). Wenn Sie innerhalb dieser 5 Sitzungen merken, dass der/die PsychotherapeutIn Ihnen eventuell menschlich doch nicht so liegt oder Sie mit der Methodik nicht klarkommen, sollten Sie unbedingt das Gespräch suchen, anstatt das zu übergehen und die Therapie weiterzumachen. Idealerweise sprechen Sie an, dass Sie Ihren Weg doch lieber mit jemandem anderen gehen möchten. Ein Psychotherapeut ist ein Professionalist und nimmt dies keinesfalls persönlich.
  9. Ich traue mich nicht dem/der Psychotherapeutin die Wahrheit zu sagen: Wenn Sie sich nicht trauen die Wahrheit zu sagen oder darüber zu sprechen, brechen Sie auf alle Fälle ab und suchen nach jemand anderen. 


Quelle: Antensteiner

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