Die Zwangserkrankung hat viele Gesichter!

22.12.2021
Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken sind belastend
Zwangshandlungen oder Zwangsgedanken sind belastend

Zwangsstörungen gehören zu den häufigeren psychischen Erkrankungen. In Österreich liegt die Dunkelziffer bei rund 300.000 Menschen die davon betroffen sind. 
Dunkelziffer deshalb, weil immer noch die Spanne vom Beginn der Erkrankung bis zum Aufsuchen professioneller Hilfe sehr lang ist bis gar nicht ist. Viele Betroffene wissen gar nicht, dass ihre Gedanken und Verhaltensweisen Symptome einer (behandelbaren) Zwangserkrankung sind. Dazu kommt, dass dass sie sich für ihre Befürchtungen und Verhaltensweisen abwerten, besonders wenn diese eigene Wertvorstellungen verletzen.. Dementsprechend bestehen sehr oft starke Schamgefühle, die dazu führen die Problematik zu verheimlichen.

Ein zentrales Merkmal der Zwangsstörung besteht darin, dass Betroffene vom gesunden Menschenverstand her wissen, dass das was sie da gerade machen oder denken, unsinnig ist, Trotzdem können sie sich aber kaum dagegen wehren, Sie fühlen sich gezwungen diesen "Unsinn" zu machen oder zu denken. 

Eine Zwangserkrankung besteht in der Regel aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, man spricht auch von einer gemischten Zwangserkrankung.  Dass jemand ausschliesslich unter Zwangsgedanken oder ausschliesslich unter Zwangshandlungen leidet, ist im Vergleich seltener.

Unter Zwangsgedanken verstehen wir aufdringliche und immer wieder kommende Gedanken, Vorstellungen oder Impulse die sich kaum oder gar nicht zur Seite schieben lassen. Sie lösen sehr unangenehme Gefühle aus wie Angst, Unbehagen, Ekel, Scham usw., und sind nur schwer auszuhalten. Wichtig ist, dass die Zwangsgedanken nicht die eigene Meinung wiedergeben - sie sind einem fremd, manche erscheinen einem auch abstossend oder furchtbar.

Unter Zwangshandlungen verstehen wir sinnlose oder übertriebene Verhaltensweisen bzw. Rituale, zu deren Ausführung man sich als Betroffener gedrängt fühlt und dagegen kaum Widerstand leisten kann. Zwangshandlungen helfen häufig Zwangsgedanken bzw. die Gefühle welche diese auslösen, zu neutralisieren.

Die Zwangserkrankung hat viele Gesichter:

Wasch- und Kontrollzwänge zählen vermutlich zu den häufigeren und bekannteren Ausprägungen dieses Störungsbildes (Handlungen). Es gibt aber noch viele weitere Gesichter der Zwangserkrankung:

- Wiederhol- und Zählzwänge
- Ordnungszwänge
- Hort- und Sammelzwänge
- andere Zwangshandlungen wie abergläubische Verhaltensweisen, Dinge berühren oder auslassen, bestimmte Dinge sagen oder nicht sagen dürfen, bestimmte Rituale etc.
-Zwangsgedanken die um bestimmte körperliche Aspekte kreisen
- Zwanghaftes Bedürfnis nach Symetrie und Genauigkeit
- Zwangsgedanken mit sexuellem Inhalt oder Angst vor Verseuchung
- usw.


WAS HILFT GEGEN ZWÄNGE?

Verhaltenstherapie: die Verhaltenstherapie ist die wirksamste Behandlungsform gegen Zwänge da durch Exposition und Reaktionsmanagement der Patient lernt die Zwänge zu unterlassen, diese Techniken greifen unmittelbar in Hirnregionen ein. Der TherapeutIn kann Ihnen diesbezüglich Techniken vermitteln, mit denen Sie etwas gegen Ihr Problem unternehmen können. Voraussetzung ist natürlich eine gute Vorbereitung - hierzu wird Ihnen der VerhaltenstherapeutIn viele Fragen stellen, mit Ihnen mögliche Ursachen Ihrer Zwänge erarbeiten, besprechen welche Problembereiche es sonst noch gibt und welche Fähigkeiten und Stärken Sie haben. Anschliessen wird ein mit Ihnen zusammen maßgeschneiderter Therapieplan gegen Ihre Zwänge erstellt. 

Medikamente: Je nach Art und Schwere der Zwänge kommt zusätzlich eine Therapie mit Medikamenten in Frage. Wirksam sind die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (verlangsamen/hemmen die Aufnahme vom Serotonin im Hirn). Bitte besprechen Sie Näheres mit Ihrem Facharzt für Psychiatrie (nicht mit dem Hausarzt oder Neurologen).

Die Erfolgsaussichten einer Verhaltenstherapie (mit oder ohne Medikamenten) sind recht gut. Viele Betroffene konnten mithilfe dieser Therapieform ihre Zwänge deutlich reduzieren und damit einhergehend, wieder mehr Lebensqualität gewinnen. Auch gibt es immer wieder Menschen die sich mit Hilfe einer Therapie ganz von ihren Zwänge befreien können. 



Quelle: Antensteiner

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