Unangenehme Gefühle aushalten - Emotionssurfing

27.11.2020
negative Gefühle annehmen
negative Gefühle annehmen

Welche Funktion haben unangenehme Gefühle?

Jeder von uns kennt schmerzhafte Gefühle und natürlich wollen wir sie loswerden. Das ist ja der Sinn der unangenehmen Gefühle. Sie verhelfen uns dazu uns von schmerzvollen Empfindungen zu entfernen oder neue unangenehme Erfahungen zu vermeiden.

Was machen wir mit schmerzhaften Gefühlen?

Manchmal ist es möglich die Bedingungen so zu verändern, dass neue und positive Gefühle ausgelöst werden: Menschen die sehr isoliert sind und Trauer, Hoffnungslosigkeit und Angst erleben, können zB. versuchen aktiver zu werden und sich sich positive Erfahrungen zu verschaffen um ihre Stimmung zu verbessern. Aber manchmal bleiben die Bedingungen die schmerzhafte Gefühle auslösen, trotz aller Versuche einfach weiterhin bestehen. Nur, was machen wir mit den schmerzhaften Gefühlen, wenn wir darunter leiden und scheinbar machtlos gegen sie sind?

Bedingungen können wir nicht immer verändern!

Die Vergangenheit ist wie sie ist. Zwecklos verändern zu wollen, was bereits vorbei ist oder unabänderlich, so geht es uns auch mit vielen Krankheiten, für die heute noch das erfolgreiche Heilmittel fehlt. So geht es uns auch mit dem Tod, alle Menschen werden uns schliesslich verlassen oder wir werden sie eines Tages selbst verlassen müssen.

Auch wenn die Person starke Wut und Angst erlebt:

Ein konkretes Beispiel: arbeitslos zu sein ist sicher für die meisten Menschen eine Krisensituation die schmerzhafte Gefühle auslöst. Die Bedingungen sind im Moment einfach wie sie sind und die Person erlebt vielleicht starke Wut und Angst. "Wie geht es jetzt weiter? Schaffe ich es eine neue Arbeit zu finden? Ich hab nichts Falsches gemacht, warum musste gerade ich gehen?!"

Schmerzhafte Gefühle sind Teil unseres Lebens!

Schmerzhafte Gefühle und emotionales Leiden sind Teil unseres Lebens. Sie gehören genauso zum Leben wie Freude und Liebe. Das eine ist nur dann möglich, wenn wir das andere auch haben. Es macht also Sinn zu lernen, wie wir mit schmerzhaften Gefühlen umgehen können. Eine Möglichkeit besteht darin, dass wir unsere schmerzhaften Gefühle annehmen. Durch eine annehmende Haltung können wir die Gefühle so lassen, wie sie gerade sind. Die Gefühle bleiben zwar schmerzhaft, das Leid kann sich aber dadurch verringern. Nur wenn wir unsere Gefühle annehmen und zulassen, können wir auch lernen Kontrolle über sie zu gewinnen und mit ihnen umzugehen. Das ist sehr schwierig und erfordert lange Übung.

Eine nicht annehmende bewertende Haltung

Wenn wir gegen schmerzhafte Gefühle ankämpfen oder uns gegen sie abschotten, werden sie gewöhnlich stärker, treten häufiger auf und sich noch schwieriger zu kontrollieren.

Was verstehen wir unter Leiden?

Leiden ist am besten beschrieben als erlebter Schmerz und die Weigerung diesen Schmerz anzunehmen. Das heißt, wenn ich meine Schmerzen annehmen kann, kommt es selten dazu, dass ich darunter leide.

Schmerzhafte Gefühle lösen weitere Gefühle aus!

Häufig führen schmerzhafte Gefühle dazu, dass weitere Gefühle ausgelöst werden, die die Situation komplexer und noch schmerzhafter machen. Wir werden zunächst enttäuscht, wenn eine Freundin die Verabredung abgesagt hat. Wenn wir daran denken, dass sie uns sowieso komisch findet, werden wir traurig. Auch Angst wird plötzlich ausgelöst, da wir uns einsam und verlassen fühlen "Komme ich ohne diese Freundin klar?" Danach treten vielleicht Schuldgefühle auf "Habe ich vielleicht etwas falsch gemacht, hat sie deshalb abgesagt?"

Nach dem ersten Gefühl Enttäuschung, wurden in diesem Beispiel weitere schmerzhafte Gefühle reihenweise ausgelöst. 

Das bedeutet, dass wir zusätzlich zur Enttäuschung, weitere Gefühle erleben, mit denen wir uns auseinandersetzen zu haben. Das macht die Situation sehr schwierig.

Welche Auswirkung hat eine annehmende Haltung?

Eine annehmende Haltung ermöglicht es, bei dem ersten Gefühl zu bleiben und wir können, durch eine annehmende Haltung die Kettenreaktion stoppen. Wir bekommen ein Gefühl von Kontrolle indem wir das schmerzhafte Gefühl annehmen und dann loslassen. Das Wahrnehmen und das Beschreiben der Gefühle sind dabei wichtige Fertigkeiten um dies zu erreichen.

Was ist Exposition in der Verhaltenstherapie?

Wenn wir Gefühle wahrnehmen und beschreiben, setzen wir uns den Gefühlen aus - diese Methode nennen wir in der Verhaltenstherapie Exposition.

Bei einer Exposition treten oft Katastrophengedanken auf, die sehr überzeugend sein können "Ich halte das nicht mehr aus! Ich werde verrückt! Ich sterbe!". Die gefürchteten Katastrophen bleiben jedoch aus. Statt dessen, wird man während der Exposition feststellen, dass man diese Gefühle aushalten kann, und dass das Gefühl nach einer Weile schwächer wird. Wir lernen, dass Gefühle kommen und gehen.



Quelle: Antensteiner

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