Wenn man jemanden gerne in Therapie schicken würde..

19.02.2019

.. aber der oder diejenige haben keine Einsicht oder gar kein Problem!


Sehr oft ist man als Psychotherapeut mit Angehörigen, Freunden, Verwandten, usw. konfrontiert, die stellvertretend für eine Person einen Therapieplatz oder Unterstützung suchen, weil sie meinen, dass Hilfe angebracht wäre. Unbestritten werden viele damit recht haben. 

Es gibt nur eine Sache die diese Menschen nicht bedenken, nämlich, dass der Wunsch nach Veränderung und somit auch die notwendige Schritte in eine andere Richtung, bei dem Betroffenen selbst entstehen müssen, da sonst keine echte gesunde und nachhaltige Veränderung möglich ist. Es hat also überhaupt keinen Sinn jemandem eine Therapie "aufzuzwingen" oder gar für ihn einen Termin zu vereinbaren, weil man um jemanden besorgt ist. Dies ist eher kontraproduktiv und fördert keine Eigenverantwortung etwas zu verändern.


Dennoch kann man etwas sinnvolles tun um dem Betroffenen zu helfen:

- Gespräch suchen und Problematik sachlich (ohne Vorwürfe) aufzeigen, besprechen welche Konsequenzen das Problem für Sie selbst hat.
- Eigene Meinung dazu kundtun und erklären, dass man besorgt ist.
- Hilfe anbieten z.B. beim Suchen nach der geeigneten professionellen Unterstützung (eventuell gemeinsam im Internet einen Psychotherapeuten suchen, zum Erstgespräch begleiten, oder Ähnliches). 

Leider kommt es aber immer wieder vor, dass trotz aller beschriebenen Interventionen beim Betroffenen keine Einsicht oder Veränderungswunsch entsteht, bzw. die Unterstützung von selbst nicht angenommen wird. Hier muß man an die eigenen Grenzen denken und darf das Problem von jemand anders nicht zu seinem eigenen werden lassen, nur weil der/diejenige keine Selbstverantwortung übernimmt. 
Nehmen Sie gegebenenfalls selbst ein paar Stunden bei einem Psychotherapeuten falls Sie den Eindruck haben, mit dem Problem des andere überfordert zu sein.


Achtung! 

Wenn Sie um jemanden besorgt sind, da Sie den Eindruck haben er/sie sei selbstmordgefährdet, sollten Sie die Rettung rufen oder mit der betroffenen Person eine Psychiatrie aufsuchen. Bitte sprechen Sie dies vorher mit der betroffenen Person ab, sagen Sie, dass Sie ernsthaft besorgt sind, evt. eine Androhung sehr ernst nehmen. Nehmen Sie in Kauf, dass die betroffene Person es kurzfristig eventuell nicht so toll findet, aber es ist immer besser einmal zu viel als einmal zu wenig Hilfe zu holen. 

Wenn Sie um jemanden besorgt sind, da Sie den Eindruck haben er/sie sei eine unmittelbare Gefahr für andere oder plötzlich ganz "wirr" spricht, sollten Sie ebenfalls die Rettung rufen oder mit der betroffenen Person eine Psychiatrie aufsuchen.


Schlagwörter: Partner ist Alkoholiker, mein Sohn nimmt Drogen, meine Tochter nimmt Drogen, Borderline Suizid, Depressionen Psychotherapie Verhaltenstherapie, Alkoholismus